Historischer Umriss

some
some
some

Der Slowenische Kulturverein Bilka hat seinen Sitz in der Gemeinde Ludmannsdorf/Bilčovs. Die Vereinsmitglieder setzen sich seit seiner Gründung für den Erhalt und die Weiterentwicklung der slowenischen Kultur und Sprache in der Heimatgemeinde ein. Der Verein mit seinen unterschiedlichen Interessensgruppen ist ein wichtiges soziales Gefüge in der Gemeinde, das die Aufgabe hat, das Miteinander zu fördern.

Der Kulturverein wurde im Jahr 1912 gegründet. Der Name »Bilka« ist mit der ehemaligen heimischen Ausarbeitung von Strohhüten aus »Strohhalmen« (Halm=bilka) in der Gemeinde Ludmannsdorf verbunden. Auch der slowenische Ortsname »Bilčovs« ist auf diese ursprüglichen Tätigkeiten im Ort zurückzuführen.

Am 20. Dezember 2011 haben sich im Pfarrhof in Ludmannsdorf 30 Männer und Burschen versammelt. Der Sinn des Treffens »Alles für den Glauben, das Heim und die Kultur« sollte den Wunsch der Gemeidebürger nach Bildung und kulturellen Aktivitäten in der heimischen slowenischen Sprache ausdrücken. Die Gründungsversammlung fand schließlich am 25. Februar 1912 ebenso im Pfarrhof statt. Der Name des Vereins lautete damals »Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka in Ludmannsdorf«. Als Obmann des Vereins wurde Anton Kuriselo, Wagner in Selkach, gewählt.

Von Beginn an wurden je ein Männer- und ein Frauenchor gegründet, eine Vereinsbibliothek eingeführt und zudem diverse Weiterbildungsveranstaltungen organisiert. Im Jahr 1921 wurde das Angebot um einen eigenen Jugend- und einen Theatersektor erweitert.

Das Vereinsleben spiegelt die großen Wendepunkte und schrecklichen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts wieder. Der Erste Weltkrieg hat das blühende Vereinsleben jäh abgebrochen. Sehr viele Vereinsmitglieder mussten in den Krieg ziehen. Versammlungen und Zusammenkünfte wurden bis zum Jahr 1920 untersagt.

Der nächste Abbruch der Vereinsaktivitäten erfolgte mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die nationalsozialistischen Kräfte haben jegliche Aktivitäten in der slowenischen Muttersprache verboten. Das Vereinsvermögen wurde beschlagnahmt, die Bücher verbrannt und die Tamburizza-Saiteninstrumente an einen unbekannten Ort weggeführt. Vereinsmitglieder wurden in den Wehrdienst eingezogen, im April 1942 begann zudem die zwangsweise Aussiedlung Kärntner slowenischer Familien. Aus der Gemeinde Ludmannsdorf wurden sieben Familien ausgesiedelt, einige Sloweninnen und Slowenen wurden zur Haft verurteilt.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz sind unsere Vorfahren ihrer Sprache treu geblieben und haben sich jedwedem Druck widersetzt. Nach den äußerst schwierigen Jahren wurden die Grundlagen für eine neue Blütezeit gelegt. Schon im Jahr 1945 erklangen im Ort die slowenischen Volkslieder wieder. In diesem Jahr wurde der Vereinsname geändert. Der neue Name lautete »Slovensko prosvetno društvo Bilka“. Sofort nach dem Krieg hat es wieder einen Männer-, Jungmänner- und den Gemischten Chor gegeben. Auch die Theateraktivitäten wurden belebt.

Untrennbar mit dem Kulturverein verbunden sind weise Gemeindebürger, die sich in den schwierigsten Zeiten für den Erhalt der slowenischen Volksgruppe und Sprache eingesetzt haben. Zu diesen gehören zweifellos der Ehrenvorsitzende des Vereins Janko Ogris und der Organist und Dirigent Valentin Kapus.

Janko Ogris hatte die besondere Gabe, den Vereinsmitgliedern die kulturelle Offenheit und Breite zu vermitteln und sie fortwährend zum Arbeiten anzuspornen. Er setzte all seine Fähigkeiten und Kenntnisse für diverse kulturelle Aktivitäten und den Erhalt der slowenischen Sprache und Identität ein.

Organist und Dirigent Valentin Kapus war über 50 Jahre für den Gesang und die Musik in der Gemeinde verantwortlich. Er leitete neben dem Kirchenchor den Männer- sowie Gemischten Chor des Kulturvereins Bilka. Im Jahr 1958 übernahm er zudem die Leitung der Tamburizzagruppe.

Der Wunsch nach eigenen Vereinsräumlichkeiten konnte erstmalig realisiert werden, als der ehemalige Vorsitzende Gašpar Ogris-Martič dem Verein in seinem Privathaus einen Raum zur Verfügung gestellt hatte.

Im Jahr 1982 übersiedelte man in die Räumlichkeiten im Obergeschoß der ehemaligen Posojilnica/Bank. Nach der Errichtung des neuen Bankgebäudes erhielt der  Verein im alten Gebäude einen zusätzlichen Vereinsraum im Erdgeschoß. Nachdem die Posojilnica/Bank ihre Geschäftstätigkeit in der Gemeinde gänzlich eingestellt hatte, wurde im Jahr 2018 die Gemeinde Ludmannsorf Eigentümerin des bestehenden aufgelassenen Gebäudes. Bis zum November 2022 konnte der Kulturverein die Räumlichkeiten weiter benützen. Danach ließ die Gemeinde das alte Gebäude abreißen und errichtete an diesem Ort ein modernes zeitgemäßes Gebäude. Die Gemeinde Ludmannsdorf und der Kulturverein Bilka haben vorab vereinbart, dass der Sitz des Slowenischen Kulturvereins Bilka und der Musikschule Ludmannsdorf im neuen Gebäude verbleiben wird. In der Bauphase konnten die regen Vereinstätigkeiten im »Alten Kindergarten« und im Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr Ludmannsdorf abgehalten werden. 

In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts erblühten in Ludmannsdorf die Theateraktivitäten der Kinder und Jugendlichen von Neuem. Sinn dieser Aktivitäten ist es, den Jugendlichen Raum für das Theaterspielen zu bieten, verbunden mit dem Ziel der Förderung ihrer sprachlichen Kompetenz, der Textsicherheit,  der Bewegungskoordination, des Einsatzes der Gestik und Mimik und der unabdingbaren Zusammenarbeit mit den Gleichaltrigen.

Derzeit existieren eine Kinder- und eine Jugendtheatergruppe. Für die Allerjüngsten bietet der Verein seit dem Jahr 1984 Kinderstunden an. In diesen Stunden lernen die Kinder den Kulturverein kennen, machen erste kleine Schritte auf der Bühne und haben so die Möglichkeit einer zusätzlichen außerschulischen Bildung. Darüberhinaus wird speziell das Lesen für das »Leseabzeichen« gefördert.

Die zentralen Veranstaltungen des Kulturvereins sind das Frühjahrskonzert der Vereinschöre, die Muttertagsfeier und der Ludmannsdorfer Herbst. Im Monat November hat der Verein ehemals den Vereinsball im Gasthaus Ogris in Ludmannsdorf ausgerichtet.

Auch die ältere Generation belebt von Zeit zu Zeit das Theaterspielen. Bei den SchauspielerInnen handelt es sich vorwiegend um Vereinsmitglieder, die schon in ihrer Kindheit und Jugend auf der Bühne gestanden sind.

Der Kulturverein bietet Interessierten auch Sprachkurse, Vorträge, Filmabende, Literaturlesungen sowie Gastkonzerte und Gasttheateraufführungen anderer Kärntner Kulturvereine.